Warum Nationen scheitern – Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut

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Warum Nationen scheitern – Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut von Daron Acemoglu und James A. Robinson

Die Formel für das kapitalistische Weltwirtschaftssystem:

Daron Acemoglu und James A. Robinson erklären in ihrem Bestseller „Warum Nationen scheitern“, welche Faktoren für Reichtum, Wohlstand und Macht von Relevanz sind.

Wohlstand, Macht und Reichtum unterliegen immer einer speziellen Mischung aus politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten, wodurch immer Armut ein Resultat aus falschen politischen und wirtschaftlichen Institutionen erscheint.

Die Frage nach den Verhältnissen von allen Staaten unter denen sie auf dieser globalisierten Welt existieren, wird in der Okönomie regelmäßig thematisiert. Max Weber erklärt die protestantische Arbeitsethik für entscheidend, wohingegen der Entwicklungsbiologe Jared Diamond eher Ursachen in der Geographie sieht. Nach Montesquieu seien sogar kulturelle Unterschiede verantwortlich.

Acemoglu und Robinson widersprechen aber allen vorher aufgeführten Ansätzen. Primär sind politische Institutionen, die dauerthaftes Wirtschaftswachstum, Wohlstand für alle und damit ein gesichertes fortbestehen des Staates, dafür verantwortlich machen. Sekundär sind klimatische, kulturelle, soziale etc. Faktoren für die oben genannten positive Folgen rückläufig.

Diese Theorie erklärt damit auch das kulturell und klimatisch eng verwandte Nord- und Südkorea in ihren politischen, ökonomischen und sozialen Unterschieden.

Jeder Staat kann Macht und Wohlstand erlangen!

Eigentums- und Vertragsrechte müssen durch einen möglichst stark legitimierten Staat gesetzlich festgelegt sein und die Justiz eines Staates muss funktionieren. Sonst können Bürger ihre potentiellen Talente und Ideen nicht nutzbar machen und ihr Vertrauen verschwindet gegenüber den politischen Institutionen. Außerdem sichern sich kleine Machteliten, zumeist nur vorübergehend, einen Wohlstand, der leicht verfliegt, weil er nicht auf viele Schultern verteilt ist und durch viele Interessen kontrolliert wird.

Aus der Sicht von Acemoglu und Robinson ist eine prosperierende Gesellschaft notwendig, um Menschen Anreize zu geben, sich für den Wohlstand, das Wachstum und der Macht einer Nation einzusetzen. Das geschieht aber nur bei Beteiligung am erwirtschafteten Wohlstand.
Deshalb werden die Staatsformen in zwei völlig unterschiedliche eingeteilt: ausbeuterische und hemmende extraktive Institutionen bzw. inklusive Institutionen, die eine Verteilung von Kapital und Ressourcen, als auch eine Beteiligung am wirtschaftlichen Wohlstand vorsehen.

Diese These wird durch einen zeitgeschichtlichen Hintergrund gefestigt, indem sie Spätfolgen des Kolonialismus, Absolutismus und Feudalismus anprangern, deren Institutionen hauptsächlich extraktiv waren.

Auch ist jede Demokratiebewegung nach Acemoglu von essenzieller Bedeutung: „Länder wie Großbritannien und die Vereinigten Staaten sind reich geworden, weil ihre Bürger die Machteliten stürzten und eine Gesellschaft schufen, in der die politischen Rechte viel breiter verteilt sind, in der die Regierung den Bürgern Rechenschaft schuldet und auf ihre Wünsche reagiert und in der die große Mehrheit des Volkes ihre wirtschaftlichen Chancen nutzen kann.“

Fazit:

Daron Acemoglu und James A. Robinson zeigen mit „Warum Nationen scheitern – Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut“ auf, dass grundsätzlich jedes Land auf dieser Erde mit den richtigen bzw. inklusiven Institutionen den Sprung zu Macht und Wohlstand erreichen kann.
Dabei vernachlässigen die Autoren meines Erachtens, aber z.B. die sozialen, kulturellen, klimatischen und geographischen Faktoren, welche auch von enormer Bedeutung sind.
Man stelle sich einmal vor, dass angenommen Niger durch ihre schlechtere geographische und klimatische Lage einfach nicht das gleiche Potential, wie z.B. Portugal im primären Sektor ausschöpfen kann. Daran können auch politische Institutionen nichts ändern.
Man muss anmerken, dass auch die sekundären Faktoren, die Acemoglu und Robinson vernachlässigen, von Relevanz sind. Nicht jedes Land besitzt diese geringfügig wie viele andere Industrienationen.

Insgesamt kann man dieses Buch dennoch empfehlen, um seinen Horizont zu erweitern.
Natürlich vertreten Acemoglu und Robinson das kapitalistische Weltwirtschaftssystem, welches in keiner Weise hinterfragt wird, obwohl die großen Unterschiede zwischen Industrie- und Entwicklungsländer aufgezeigt werden. Doch um vielleicht neue Theorien der neoliberalen Wirtschaftswissenschaftler verstehen zu können oder auch gleichzeitig damit Kritik zu äußern, ist sicherlich lesenswert!

Anmerkung:

Das Beispiel, welches Kritik an der Vernachlässigung der sekundären Faktoren darstellt, lässt sich auf beliebig viele andere Beispiele anwenden. Die Autoren stützen sich bei ihrer Fixierung auf die politischen Institutionen auch nur an dem Beispiel von Nord- und Südkorea, dass ihre Theorie belegen soll, welche auch noch heute gilt. Andere Nationen werden dagegen nicht weiter aufgeführt, da auch anscheinend nur geringfügig welche dazu vorliegen.

Buchinformationen:

Gebundene Ausgabe: 608 Seiten
Verlag: S. Fischer; Auflage 3 (19. März 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3100005465
ISBN-13: 978-3100005465
Originaltitel: Why Nations Fail (aus dem Englischen übersetzt)
Größe: 22×15,2×4,8cm
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